Der folgende Text kann abschnittsweise vorgelesen werden und die Kinder suchen die jeweils passenden Bilder dazu. Am Ende wird anhand der Bilder die Geschichte noch einmal nacherzählt. Alternativ können die Kinder erst einmal raten, was das Bild mit der Orgel zu tun hat, bevor der Text gelesen wird.
Wer hat die Orgel erfunden? Es war kein Musiker, wie man denken könnte. Es soll ein Ingenieur gewesen sein, der auch Wasserspiele und Feuerwehrspritzen erfand: Ktesibios aus Alexandria. Er lebte zwischen 283 und 246 vor Christus. Er hat die Wasserorgel (griechisch „Hydraulis“) im heutigen Ägypten erfunden.
Neben der Wasserorgel als repräsentatives Freiluft- und Palastinstrument gibt es auch die Balg-Orgel. Die Blasebälge wurden immer weiter entwickelt. Mit ihnen wurde der Kalkant (= Bälge-Treter) ein wichtiger Begleiter des Organisten. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurde der komplizierte Wasserantrieb mehr und mehr durch den Luft-Antrieb mit Bälgen ersetzt. Dennoch wurde der Name „Hydraulis“ für die Orgel noch bis ins Mittelalter beibehalten.
Sie erfuhr im Laufe der Zeit immer wieder Verbesserungen und war bis ins 4. Jahrhundert n.CHr. im ganzen römischen Kulturraum verbreitet. Wohlhabende römische Bürger besaßen Orgeln zur repräsentativen Hausmusik, Orgeln begleiteten den Gesang, umrahmten in der Arena blutige Gladiatorenkämpfe und wurden im Theater eingesetzt. Auch eine Verbindung zum Kaiserkult ist erkennbar und einige Kaiser spielten selbst Orgel, z.B. Kaiser Nero.
Um 1300 wiesen fast alle größeren Kirchen im Abendland Orgeln auf. Räumliche Schwerpunkte bildeten Nordfrankreich, Holland, das Elsass, die Küsten an Nord- und Ostsee, der Westen, Süden und die Mitte Deutschlands. In diesen Gebieten gibt es bis heute die meisten Orgeln.
Jede Kirche wollte damals eine Orgel haben. Denn man entdeckte in der Kirche die neuartigen Fähigkeiten des Instruments. Mit ihm konnte man etwas machen, was mit keinem anderen Instrument möglich war: verschiedene Stimmen gleichzeitig ertönen zu lassen.
Die Orgel trat jetzt in den Dienst der Liturgie: Mönche bauen die Orgel nach. Und im Gottesdienst klingt sie zwischen Gebeten und Gesängen. Daraus entwickelten sich die heute bekannten großen Orgelstücke.
Von kleinen, tragbaren Portativen führte die Entwicklung bis hin zu jenen Orgeln, die ganze Kirchenemporen ausfüllen konnten: im 19. Jahrhundert wurden auch Konzertsaal-Orgeln selbstverständlich.
Heute stehen die umfangreichsten, technisch avanciertesten Orgeln der Welt in den Vereinigten Staaten von Amerika. Zum Beispiel in Philadelphia in einem Kaufhaus. Die Orgel dort ist über sieben Stockwerke groß, hat 374 Register und 28.500 Pfeifen. Das ist absoluter Weltrekord!
Der Tastenspieler kann einen ganzen Chor bzw. ein ganzes Orchester nachahmen. Deswegen ist die Orgel so beliebt. Schon im 16. Jahrhundert wurden die Tasteninstrumente von den Italienern als „istromenti perfetti“ (perfekte Instrumente) bezeichnet.
Die Orgel wird als einziges Musikinstrument von einem Motor angetrieben.